Wir alle brauchen Raum zum Leben. Jung und Alt. In der Stadt oder in einem Orts- oder Stadtteil. Die Wünsche sind ganz individuell – das gilt es, zu berücksichtigen. Und: Wohnen muss bezahlbar sein. Als Eigentum oder zur Miete. Wohnraum ist notwendig, damit junge Menschen in Rottweil bleiben können. Dazu braucht es geeignete Flächen für den Neubau von Einfamilienhäusern. Wir dürfen dabei aber das Thema Flächenversiegelung nicht aus den Augen verlieren. Deshalb: Baugebiete mit Augenmaß ausweisen und gleichzeitig Baulücken verstärkt aktivieren und schließen. Die Mischung machts. Als Stadt schaffen wir den Rahmen für eine vorausschauende bauliche Entwicklung.

In den vergangenen Jahren haben wir in Rottweil etwa 150 neue Bauplätze ausgewiesen – an diese starke Zahl müssen wir anknüpfen, insbesondere auch in den Ortsteilen. Konkrete Planungen für weitere Baugebiete sind bereits auf den Weg gebracht: das Hölzle in Bühlingen, Berland in Neufra und Immengärtle in Zepfenhan. Im Gebiet Brunnenäcker in Göllsdorf läuft gerade der Verkauf der Grundstücke. Im Baugebiet Bronnenkohl-Rauzen in Hausen wird dieser ebenfalls sehr bald beginnen.

Neben dem klassischen Einfamilienhaus müssen wir aber auch offen sein für neue Wohngebietsformen. Ich denke dabei an autoarme, urbane Quartiere mit deutlich verringerter Verkehrsbelastung. Mit einer hervorragenden Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr, mit funktionierenden Carsharing-Angeboten, Infrastruktur für E-Bikes und Mikro-Mobilitätsformen.

Konkret kann ich mir ein solches Wohngebiet auf dem Hegneberg Nord vorstellen. Mit einer gelockerten Bebauung aus Mehrfamilienhäusern, die auch Wohnungen vorsehen, die der Mietpreis- und Belegungsbindung unterliegen. Denkbar sind hier auch genossenschaftliche Wohnformen, die mehr sind, als nur nebeneinander zu wohnen. Ähnlich verhält es sich mit anderen stadtnahen Flächen. Hier lassen sich darüber hinaus aber auch seniorengerechte Wohnformen sehr gut denken.

Unsere Aufgabe als Stadt ist es außerdem stets, ein Angebot an bezahlbarem Wohnraum vorzuhalten und zu schaffen. Hier sind wir bereits gut aufgestellt: Rund 280 Wohnungen hat der städtische Eigenbetrieb Stadtbau Rottweil in seinem Bestand. Die Wartelisten zeigen jedoch: Es gibt weiteren Bedarf. Deshalb werden wir in der Basler Straße, im Herzen der Spitalhöhe, ein weiteres Gebäude mit rund 25 Wohneinheiten errichten, die für eine Entlastung auf dem Wohnungsmarkt sorgen werden. Aber auch in den künftigen Baugebieten muss die Stadtbau ihrer sozialen Verpflichtung und ihrem Auftrag gerecht werden und eigene – städtische – Neubauvorhaben anstoßen.

Bei all unseren Entscheidungen müssen wir aber – gerade im Bereich Bauen und Wohnen – immer auch die Belange des Umwelt- und Klimaschutzes mitdenken.

Der Kampf gegen den Klimawandel muss oberste Priorität haben. Dies ist die große Aufgabe unserer Zeit. Für mich steht außer Frage, dass wir alle dazu einen Beitrag leisten müssen. Auch auf lokaler Ebene ist das möglich. Nur gemeinsam kann es gelingen, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Unser Beitrag vor Ort ist ein Mosaikstein im großen Ganzen. Aber er ist wichtig. Deshalb wird Klimaschutz in Rottweil Chefsache und die Stelle eines Klimaschutzmanagers direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt sein. Hier müssen wir ganzheitlich denken. In der Verwaltung berührt der Klimaschutz nahezu alle Bereiche – vom Bauen bis zum städtischen Fuhrpark, vom Verwaltungsbetrieb bis zur Energieeffizienz unserer Gebäude.

Stand heute möchte die Stadtverwaltung im Jahr 2040 klimaneutral sein – das dauert zu lange! Mein Ziel: Wir schaffen Klimaneutralität spätestens bis zur Mitte des nächsten Jahrzehnts.

Um dies zu erreichen, brauchen wir aber zuallererst eine Bestandsaufnahme. Uns liegen momentan keine Daten vor, wieviel CO2 die Stadtverwaltung derzeit verursacht. Dies ist aber zwingende Grundvoraussetzung, um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen. Gleichzeitig muss jedes Verwaltungshandeln auf klimaverträglichere Alternativen geprüft werden.

Darüber hinaus muss die Stadt auch planerisch dafür Sorge tragen, die Bedingungen dafür zu schaffen, dass die regenerativen Energien vor Ort weiter ausgebaut werden können. Hier wurden bereits Freiflächen-Photovoltaik-Projekte angestoßen. Dieser Ausbau darf aber nicht stocken. Entsprechende Bebauungsplan-Anfragen müssen daher zeitnah bearbeitet werden.

In Rottweil lässt es sich gut leben. Das gilt für die Kernstadt ebenso wie für unsere Stadt- und Ortsteile. Gewachsene Strukturen zu erhalten, Neues zu gestalten, darin sehe ich eine große Aufgabe.

Ein besonderes Anliegen ist für mich, dass jeder Stadt- und Ortsteil seine Identität behält, seinen eigenen Charakter. Dazu tragen alle Bürgerinnen und Bürger bei, etwa durch ihr Engagement in Vereinen oder für das Gemeinwesen. Dabei spielen auch die Einsatzabteilungen der Feuerwehr in jedem Ortsteil über den Brandschutz hinaus eine wichtige Rolle.

Als Stadt müssen wir für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen. Dies gelingt durch die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur. Ich bin froh, dass es in jedem Ortsteil einen Kindergarten gibt – elementar. Gleiches gilt für die vorhandenen Grundschulen.

Entscheidend ist daneben, dass wir Bauland vor Ort zur Verfügung stellen und jungen Familien die Möglichkeit bieten, in „ihrem Ort“ zu bauen.

Wichtig ist es aber auch, Verbindung zu halten. Deswegen möchte ich noch mehr Wert auf eine bedarfsgerechte Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr legen. Und das städtische Radwegekonzept muss die Belange der Stadt- und Ortsteile ausreichend berücksichtigen.

Wir brauchen eine bürgernahe Verwaltung. Das bedeutet für mich: Das Rathaus muss seine Dienstleistungen zeitgemäß anbieten und dazu die Chancen der Digitalisierung nutzen. Einiges wurde bereits realisiert, aber ich sehe hier noch deutliches Potenzial. Mein Ziel ist es, dass alle Bürgerinnen und Bürger städtische Dienstleistungen auch online nutzen können. Vom Antrag für einen Parkausweis über die Baugenehmigung bis zur Reservierung einer städtischen Halle. Ich sage bewusst „auch online“, weil wir unsere Dienstleistungen allen Einwohnerinnen und Einwohnern anbieten müssen. Und nicht alle haben die erforderlichen technischen Möglichkeiten. Insgesamt soll die Digitalisierung aber die Kommunikation mit der Verwaltung vereinfachen.

Wir als Stadt stehen im Wettbewerb um die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur eine moderne Verwaltung ist ein attraktiver Arbeitgeber. Effiziente Prozesse beschleunigen die internen Abläufe und schaffen Freiraum für andere Aufgaben, die direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen. Die Umlaufmappe mit ausgedruckten Unterlagen, die von Abteilung zu Abteilung wandern, hat ausgedient!

Rottweil muss eine kinderfreundliche Stadt sein. Manches können wir noch besser machen. Ich will, dass junge Menschen bestmöglich auf ihrem Weg begleitet werden – vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen. Damit sich Familien hier wohlfühlen können.

Kurze Beine – kurze Wege: Im Bereich der Kindergärten können wir jedem anspruchsberechtigten Kind einen Platz im Stadtgebiet anbieten. In allen Stadt- und Ortsteilen finden Eltern einen eigenen Kindergarten. Dies muss auch in Zukunft so bleiben.

Auch im U3-Bereich konnten wir durch intelligente Lösungen die steigende Nachfrage stets mitwachsend erfüllen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Nachfrage weiter steigen wird – deshalb müssen wir die Zahl der Betreuungsplätze kontinuierlich ausbauen.

Sowohl im Kindergarten als auch im Krippenbereich müssen sich darüber hinaus jedoch die Betreuungszeiten noch mehr an der Lebenswirklichkeit der Eltern orientieren. Außerdem werde ich mich dafür einsetzen, dass Betreuung bezahlbar ist.

Unsere Kindertagesstätten sind viel mehr als Betreuungseinrichtungen. Sie dienen heute mehr denn je der frühkindlichen Bildung. Deshalb leistet die Stadt viel, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.

Vorbildliche Schulstadt

Rottweil ist als Schulstadt hervorragend aufgestellt mit einem breiten Angebot wie kaum eine andere Stadt in vergleichbarer Größe. Mit Investitionen in Millionenhöhe verbessern wir aktuell die Rahmenbedingungen und das Lernumfeld. Weitere Schulsanierungen, ich sehe hier einen vordringlichen Bedarf etwa beim Albertus-Magnus-Gymnasium, werden in den kommenden Jahren folgen.

Insbesondere die vergangenen beiden Jahre haben uns deutlich vor Augen geführt, dass nicht nur in Steine, sondern auch und gerade in digitale Ausstattung investiert werden muss. Dies werde ich tun! In den nächsten Jahren werden daher rund 7,5 Millionen Euro in diesen Bereich fließen. Auch bei der Ganztagesbetreuung an Grundschulen werden wir intensiv ausbauen. Für mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Gerade auch in der Pandemie ist zudem der hohe Stellenwert einer professionellen Schulsozialarbeit deutlich geworden. Deshalb werden wir diese kurzfristig ebenfalls erheblich ausbauen und zwei neue Stellen besetzen.

Mit seiner Nähe zur Autobahn ist Rottweil ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Moderne, zukunftsfähige Arbeitsplätze sind mit entscheidend bei der Wahl des Lebensmittelpunktes. Florierende Unternehmen, im industriell- und gewerblichen wie im Dienstleistungs- oder Handwerkssektor, bilden die Basis für die finanzielle Handlungsfähigkeit der Stadt und damit für Investitionen in Infrastruktur und Lebensqualität.

Aus diesem Grund müssen wir kurzfristig entsprechende Gewerbeflächen vorhalten. Die Ausweisung neuer Gewerbegebiete ist daher eine wesentliche Aufgabe in den nächsten Jahren.

In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass interkommunale Zusammenarbeit ein Erfolgsmodell sein kann. Das interkommunale Gewerbegebiet IN•KOM Südwest, das Rottweil und Zimmern an der Autobahn A81 gemeinsam betreiben, bietet hervorragende Neubau- und Erweiterungsmöglichkeiten für Gewerbe, insbesondere mit hohem Verkehrsaufkommen. Auf unserer Gemarkung sehe ich den Schwerpunkt bei Firmen aus dem Bereich Hochtechnologie.

Ohne ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger, ohne unsere Vereine, würde unser Gemeinwesen nicht funktionieren. Deshalb muss dieses Engagement weiterhin finanziell unterstützt und gefördert werden. In einer Zeit, in der die eigenen Interessen häufig über dem Gemeinwohl stehen, verdienen Vereine und ehrenamtliche Organisationen besondere Aufmerksamkeit. Deshalb bin ich gerne und häufig zu Gast bei Veranstaltungen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Einen direkteren Draht gibt es nicht.

Eine herausragende Stellung nimmt die Feuerwehr ein. Ich bin dankbar, dass in der Kernstadt sowie in allen Stadt- und Ortsteilen die Freiwillige Feuerwehr diese gesetzlich verankerte Aufgabe übernimmt. Die entsprechende Ausstattung unserer Feuerwehr ist mir daher ein besonderes Anliegen!

Die kulturelle Vielfalt in Rottweil ist mehr als beachtlich und entfaltet ihre Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus. Dies ist nur durch das überragende ehrenamtliche Engagement aus der Bürgerschaft heraus möglich. Auf die finanzielle Unterstützung durch die Stadt können sich die Initiatoren mit mir auch zukünftig verlassen.

Wer viele Jahre, vielleicht sogar sein ganzes Leben in Rottweil lebt, soll sich auch im Alter hier wohlfühlen. Unsere Bevölkerung wird immer älter und nimmt länger am gesellschaftlichen Leben Teil. Das ist gut so.

Um die daraus resultierenden Anforderungen erfüllen zu können, brauchen wir konkrete Daten und eine Bestandsanalyse. Wir müssen auf die Veränderungen besser vorbereitet sein, wie wir ein auch im Alter lebenswertes Rottweil gestalten wollen. Selbstverständlich sind dabei Aspekte wie eine gute ÖPNV-Anbindung oder eine wohnortnahe Lebensmittelversorgung, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Dem Thema Wohnen kommt in diesem Zusammenhang wiederum ein hoher Stellenwert zu. Wohngenossenschaftliche Lebensformen mit verschiedenen Dienstleistungsangeboten können ein zukunftsweisender Ansatz sein. Die bauliche Entwicklung im Bereich Hegneberg Nord könnte sich hierfür eignen.

Sorge bereitet zusehends die ärztliche Versorgung. Verschiedene Erhebungen zeigen, dass die klassische Praxis immer weniger das Modell der Wahl junger Ärztinnen und Ärzte ist. Moderne Ärztehäuser sind gefragter denn je. Es ist Aufgabe der Stadt, solche Projekte privater Bauherren bestmöglich zu unterstützen oder wenn nötig entsprechende Flächen zur Verfügung zu stellen.